„Das Schwerste ist es, das Eigene zu erlernen.“

Hölderlin

Werden und Vergehen, Sehnsucht und Begierde, Leid, Ekstase und Verzweiflung – die zentralen Themen der expressionistischen Malerei wurden auf – vielfältige Weise verwandelt – auch zu den Kristallisationskernen der postexpressionistischen Renaissance der 70er und frühen 80er Jahre. Die sogenannte „Wilde Malerei“ nahm vor allem die geistigen und malerischen Impulse auf, die von der „Brücke“ und ihrem Umfeld ausgegangen waren, während die spezifisch österreichische, sezessionistisch geprägte Ausdruckskunst weitgehend unberücksichtigt blieb. Die junge Münchner Malerin Gabriele Stieghorst hat sich in Form einer subtilen künstlerischen Annäherung und Auseinandersetzung einem der bedeutendsten Protagonisten dieser Ära – dem Werk von Egon Schiele zugewendet.
Nach den Ausstellungen „Narrentanz“ (1991) und „Spürung“ (1992) zeigt sie in der Galerie MENEGHELLO anläßlich des 75. Todestages von Egon Schiele mehrere Bilderzyklen, die die Arbeiten Schieles aus der Zeit von 1910 bis 1917 malerisch paraphrasieren. Der grafische, hypersensible Strich von „Schlafenden Mädchen“, „Akten“ und sich umarmenden „Paaren“ wird durch extreme perspektivische Dehnungen und farbliche Höhungen transformiert. Acht Serien (als Triptychen), die von jeweils unterschiedlichen Farben dominiert werden, umkreisen das figürliche Bild des weiblichen Körpers und den Moment der zugleich glückhaften und vergeblichen Begegnung. Die großformatigen, leuchtend farbigen Tafelbilder knüpfen vor allem an den späten Schiele an, verzichten jedoch ganz auf naturalistische Details.
Einen Satz von Samuel Beckett aus dessen Laudatio auf seinen Malerfreund Bram van Velde aufnehmend, finden wir in dieser Hommage a` Schiele die Qualität des „Humanen“ in der Malerei.
„DAS IST EIN WORT, UND WAHRSCHEINLICH AUCH EIN BEGRIFF, DEN MAN FÜR DIE ZEITEN DER GROßEN GEMETZEL AUFSPART. MAN BRAUCHT DIE PEST ODER EIN RELIGIÖSES MASSAKER, DAMIT DIE MENSCHEN AUF DEN GEDANKEN KOMMEN, SICH ZU LIEBEN, DEN GÄRTNER VON NEBENAN IN FRIEDEN ZU LASSEN UND EINFACH, GANZ EINFACH ZU SEIN.“
(Dr. Andreas Kühne, München)

„Hommage a`Egon Schiele“. Die Malerei. Acryl, Pigmente auf Leinwand. Größe je 60 cm x 200 cm. Unten Ausschnitte.

Künstlerbuch „Hommage a Egon Schiele“