Mohn – Visionen

Eine seltsame Kindheitserinnerung: Karstiger Rand, überdurchschnittliches Rot, selten in der Stadt, eher fremd. Mohnblumen – „lass sie stehen, sie halten nicht“, Mohngeschmack damals nur als Mohnsemmel. Aber die Farbe. Sonnenblumen waren vertrauter, Mohn wirkte gefährlich, ohne dass die Bedeutung einer Gefahr bekannt war. Mohnblumen und ihre Farbe, geballte Kräfte. Durch ihre ultraviolette Komponente wird sie von sonst farbblinden Insekten bestäubt. Damit hat die Mohnblume als eine der wenigen roten Blüten überlebt, schreibt Eva Heller. Mohn als Droge, Backwürze, Firnis? Das wunderbare Feldunkraut finden wir in Gabriele Stieghorsts Bildern, voller Kraft oder gar Gewalt, schon eher Mohn und Mikroskop statt Mohn und Gedächtnis (Paul Celan). Das Material Farbe dominiert. Strukturen wirken bisweilen wie Landschaften aus großer Höhe gesehen.“Wie Lavaströme gießen sich ihre Farben über die Leinwand, die Bilder Stieghorsts verraten Kraft, Können ja „Unglaubliches“ über den Umgang mit Farbe…“ schrieb die Süddeutsche Zeitung. Stieghorsts kraftvolles Werk zeigt sich auch in ihrem Atelier, ein Umschlagplatz der Kräfte. Und die Bilder strahlen in der großen Industriehalle eine Wirkung des Anderen aus. Natur wird höchst verklausuliert zitiert. Hinter dieser Arbeit steht ein eingehaltenes Konzept, enormer Fleiß und der Wille zur Produktion. Stieghorst arbeitet stets in Zyklen und die Mohnblumen sind der 16. (bekannte) Zyklus…. Was allerdings in diesem Zyklus geschieht ist eigenständig und nur dem puren künstlerischem Bild verpflichtet. Gespannt darf man auf die nächsten Zyklen der Gabriele Stieghorst sein…   (Rudolf Paulus Gorbach)

„Mohnblumen“. Acryl, Pigmente auf Leinwand. Verschiedene Größen.

Künstlerbuch „Mohnblumen – Poppies“